Phijelle Damaschke

1. Platz in der Jahrgangsstufe EF

Phijelle Damaschke
Bischöfliches Pius-Gymnasium Aachen

Was vor und hinter Mauern liegt

Um mich herum ’ne große Mauer.
Nein, keinen lass ich zu mir rein.
Denn alle liegen auf der Lauer.
Da will ich lieber einsam sein.

Sie wollen mich bloß leiden sehen.
Sie woll’n, dass ich in Trän‘ ertrink‘.
So langsam soll ich endlich gehen.
Sie woll’n, dass ich in Schmerz versink‘.

Sie werden ihr Ziel nie erreichen.
Ja, ganz egal, was sie auch tun.
Ich werde nie und nimmer weichen.
Nie werd‘ ich in ’nem Grabe ruh‘n.

Das alles klingt so optimistisch,
So tapfer und voll Heldenmut.
Jedoch bin ich nicht optimistisch.
Mir geht’s schon ewig nicht mehr gut.

Seit Ewigkeiten bin ich einsam.
Doch Einsamkeit, die wollt‘ ich nie.
Mein Leben lang war ich nur einsam
Trotz Freunde, tja, welch‘ Ironie.

Doch bei dir war es immer anders.
Denn einsam fühlte ich mich nie.
Du warst schon immer völlig anders.
Du wolltest dennoch eine Sie.

Du wolltest eine Freundin haben
Und keinen dummen festen Freund.
Bin nicht beglückt mit lieblich‘ Gaben,
Ich durfte nicht mal sein ein Freund.

Gedanken nur um dich rumkreisen,
Schau dir noch immer hinterher.
Ich wollt‘ mit dir die Welt bereisen
Und auch das große, weite Meer.

Und ich versink‘ in deinen Augen.
Bei diesem Braun setzt mein Herz aus.
Du kannst mir jeden Will’n raussaugen.
Aus deinem Bann komm‘ ich nicht raus.

Wollt‘ dir mein ganzes Leben schenken,
Doch spieltest du einfach mit mir.
Kann immerzu nur an dich denken,
Doch deine Liebe war nie hier.

Begrubst mein Herz bös‘ unter Trümmern,
Bis heute es da auch noch liegt.
Und niemand wird sich darum kümmern.
Und niemand, der das grade biegt.

Deswegen zog ich hoch die Mauer,
Gebaut hab‘ ich sie, Stein für Stein.
Und alles wurde immer grauer.
Nein, weder Licht noch Sonnenschein.

Am Ende saß ich dann im Dunkeln,
Genauso wie ich’s jetzt noch tu.
In meinen Augen ist kein Funkeln.
Ich mach‘ sie nur noch auf und zu.

Getaucht ist alles hier in Schwärze,
Kann nicht nach vorn seh’n, nur zurück.
Erloschen ist der Hoffnung Kerze.
Ich glaub‘, ich find‘ nicht mehr mein Glück.

Ja, ich tat alles, um’s zu finden,
Doch niemals hat es je gereicht.
Ja, ich sah meine Kräfte schwinden,
Doch nie hab‘ ich mein Ziel erreicht.

Ich wollte immer an die Spitze.
Ich wollt‘ nie bleiben auf der Weid‘.
Nun nehm‘ ich vom Erfolg die Spitze,
Mit der ich alles aus mir weid‘.

Die Welt besteht nur noch aus Schmerz.
Ich kann und will einfach nicht mehr.
Ausbluten soll mein sterbend‘ Herz.
Ich tu’s ihm gleich, ertrink‘ im Meer.