1. Platz in der Jahrgangsstufe 9
Melissa Kreutzer
Inda-Gymnasium Aachen

Trotz allem!
Sie tuscheln wieder, ganz diskret,
denken wohl, das man‘s nicht versteht.
Doch jedes Wort, das hinten fällt,
trifft trotzdem mitten in die Welt.
Der Platz im Raum wird plötzlich klein,
ich schreib mich still ins Dasein ein.
Ein Blick, der sagt: „Du bist nicht wir“,
Macht Mauern hoch aus Luft und Gier
In Pausen steh ich oft allein,
die Gruppen – laut, doch ohne mich.
Man redet laut, lässt Blicke fallen,
Ich lächle – aber innerlich?
Da kämpfe ein Teil, der leise schreit,
doch keiner hört, was er verzeiht.
Die Stimme sagt: „ Bleib einfach echt“,
auch wenn grad alles in dir bricht.
Man nennt es Spaß, was andere trifft,
doch was, wenn‘s Stück für Stück zerfrisst?
Wenn Worte stechen, so wie Klingen,
die sich durch Tage, Nächte zwingen?
Doch ich habe Seiten, die sie nicht sehn,
die zwischen Zeilen still entstehen.
Ich habe Gedanken, laut und frei,
und keiner nimmt sie mir dabei.
Ich schreib Gedichte, Reim un Reim,
dort darf ich mutig, ehrlich sein.
Kein Urteil, das mir Grenzen setzt,
keine Blick, der meine Gefühle verletzt.
Ich weiß, ich fall – doch lern dabei,
dass Tiefe manchmal Freiheit sei.
Ich schau zurück, doch geh nach vorn,
bin nicht aus Stahl, doch auch nicht Zorn.
Denn all das Schweigen, all das Spiel,
formt langsam einen neuen Stil.
Ich werd nicht härter, sonder klar,
wer ich bin, wird langsam wahr.
Sie sehn nur Hülle, nie den Kern,
doch ich kenn mich inzwischen gern.
Hab Wurzeln tief, auch wenn‘s nicht scheint,
die selbst in Sturm sich neu vereint.
Und klar, es gibt noch diese Tage,
wo alles schwer ist, ohne Frage.
Doch ich bleib nicht im Schatten stehen,
ich lern, auch durch das Grau zu gehn.
Ich bin nicht cool nach ihren Normen,
doch leb ich meine eigenen Formen.
Bin anders, ja – das stimmt vielleicht,
doch gerade dass macht mich so leicht.
Denn echt zu sein ist nicht so leicht,
wenn jeder dich mit Blicken weicht.
Doch wenn du bleibst – trotz all dem Lärm,
wirst du für andere bald ein Stern.
Und vielleicht sitzt da wer ganz still,
der selbst nicht weiß, wohin er will.
Der leise hofft, nicht mehr zu schweigen,
und merkt: Auch andere fühlen gleich.
